Unsere kleine feine Gruppe stand bereit für den Broad Peak: Richie, Torsten, Christian, Jürgen und ich als Expeditionsleiter. Doch zuerst landeten wir im Rauch und Lärm des Flughafen Islamabad, umlagert von fanatischen Anhängern des Dr. Qadri, eines sunnitischen Religionsführers, verteidigt von Polizei und Militär. Nach einem halben Tag bei Tea und Tränengas beruhigt sich die Lage, wir konnten Richtung Karakorum los.
Von Islamabad führte der Weg entlang des Karakorum Highways in den Norden Pakistans, vorbei an Osama bin Ladens Todesort Abbottabad, mit einer Nacht im Chilas, begleitet von der Fullsball-Weltmeisterschaft. In Skardu erreichten wir nach zwei Tagen endlich kühlere Gefilde und einen Fernseher, der zu großer Enttäuschung nur Portugal-Ghana statt Deutschland-USA zeigte. Anfangs noch auf guter Straße dann holprig fuhren uns Jeeps weiter nach Askole, dem Ausgangsport zum langen anstrengenden Baltoro Trekking. Mit gut 100 Trägern für das Basislager-Equipment, unser Essen der nächsten fünf Wochen und dem Bergsteigermaterial wanderten wir los. Der übliche Ablauf – Jhola, Paiju, Urdukas, Goro, Concordia, Basislager – wurde mit einem extra Tag aufgrund Schneefalls eingehalten. Dann wurde das Wetter besser. Es ging nach einem Ruhetag zügig zum 1. Lager auf 5600 Meter Höhe. Beim zweiten Aufstieg brach bei Richie und mir eine Erkältung aus, die wir wieder im Basislager auskurierten, während das Rest des Teams das 2. Lager (6200m) aufbauten und auf 7050m Höhe Material deponierten. Wieder gesund zogen Richie und ich nach und übernachteten dort bevor das Wetter kippte. Die folgenden Ruhetage wurden mit viel Skatspiel und Schlafen im Basislager verbracht. Wir waren nun genug akklimatisiert, um die 8000m-Grenze anzugehen.
Nach vier stürmischen Tagen tat sich ein Wetterfenster auf. In einem Tag ging es zum 2. Lager los, am nächsten Tag zum 3. Lager. Warmes Wetter und tiefer Schnee machten den Anstieg anstrengend. Unser Hochlagerträger Nazir, der beim Aufbau der Camps half, wurde krank und fiel für den Gipfelgang aus. So blieb ich mit ihm auf einem Zwischenlager bei 6900m, während meine Teilnehmer etwas höher auf 7050m nächtigten. Am nächsten Morgen trafen wir entlang des Aufstieges zusammen. Ich spurte abwechselnd mit einer Gruppe aus Polen und dem starken bulgarischen Höhenbergsteiger Boyan Petrov, hinter uns wurde an einzelnen kritischen Stellen Fixseile angebracht. In dem westseitigen und damit schattigen Aufstieg wurden mir beim Stapfen die Füße kalt, als wir jedoch um 10 Uhr in der Scharte (7850m) eintrafen, schien uns die Sonne mit für der Höhe sehr warmen -8°C entgegen. Stellenweise zog ich meine Daunenjacke aus, um nicht in der Hitze einzugehen.
Am Vorgipfel, dem Rocky Summit, ca. 8030m Höhe schaut man der langen Querung zum 20 Meter höheren Hauptgipfel entgegen. Mit einigen Horrorgeschichten im Kopf, von Bergsteigern, die es nicht mehr zurück geschafft haben, entschied sich Jürgen für die Umkehr. Nach einer weiteren Stunde stand der Rest unseres Teams gegen ca. 14:00 (am 23.Juli) auf dem höchsten Punkt: 8051m. Abends waren wir wieder vereint im 3. Lager, wo ich dann noch eine Nacht ohne Schlafsack verbrachte, um bei der Gruppe zu sein. Früh morgens stiegen wir ab, packten dabei die Lager ein und überquerten zur Mittagszeit den von reißenden Bächen durchronnen Gletscher zum Basislager. Und zum Happy End wurde Deutschland noch Fussball-Weltmeister.